An Tagen wie diesen pflegen meine Eltern ein nicht wirklich besonderes aber eben doch ein Ritual. Morgens jede Menge Hektik verbreiten, die 7 Sachen zusammen suchen und so schnell wie möglich raus an den See. Da steht dann auch unser Wohnwagen von April bis September, übernachtet wird dort nur im äußersten Notfall, also nie, denn der heimische Herd ist ja nur entspannte 6 km entfernt.
Als pubertierende 15-jährige habe ich konsequent vermieden an diesen Familienausflügen teilzunehmen aber als gestresste Arbeitnehmerin kann nun auch ich diesem Idyll umgeben von schattenspendenden Birken nicht wiederstehen. Allerdings hatte die Idylle heute einen klitzekleinen Haken. Meine Oma wollte natürlich auch mit und dann haben wir noch eine ältere kürzlich verwitwete Dame mitgenommen. Meine Mutter hat die beiden (und natürlich auch sich selbst) gemäß ihrer üblichen Gastfreundlichkeit reichlichst mit Sekt versorgt, was zur Folge hatte, dass die beiden Damen einen sehr unvergesslichen Nachmittag erlebten. Ausnahmsweise blieben die diversen Krankheitsgeschichten meiner Großmutter heute mal in der Kiste, viel mehr ging es um vielerlei uralte Geschichten, die sogar mich interessierten und natürlich um das Leben als Witwe, wovon meine Oma nun wirklich mehr als genug erlebt hat. Die Stimmung schwang von kurzzeitig recht traurig genauso schnell wieder hin zu feuchtfröhlich. Köstlich amüsiert habe ich mich (wie sich später herausstellte auch meine Mutter) als Irmchen anfing Annelore den Kragen ihrer Bluse zurechtzurücken, als die beiden sich gegenseitig Trost zusprachen, sich irgendwann nach 5 Stunden und 5 Flaschen Sekt das „DU“ anboten und sich zum Abschied sogar ein Küsschen auf die Wange gaben. Insgesamt auch für mich ein lustiger unterhaltsamer, teilweise nachdenklicher und für alle wohl befriedigender Nachmittag.