Während ich noch sinniere, welchen meiner wieder absolut mitteilungswürdigen Gedanken ich denn heute so bloggen könnte, bahnen sich wie so oft völlig unerwartet Schrecksekunden an und nehmen mir die Entscheidung regelrecht ab. Im Großen und Ganzen bin ich sehr froh in einem kleinen ruhigen Kurortkrankenhaus meine Brötchen verdienen zu dürfen, statt in einer stressigen lauten und nervenzerrüttenden Unfallklinik in einer Großstadtmetropole. Aber Nachteile hat es wohl auch. Die Gefahr mal jemand Bekannten vor sich zu haben ist zwar immer noch gering, aber durchaus vorhanden. Dabei kommt es wohl gar nicht so sehr auf Art der Bekanntschaft an, sondern eher auf die der Verletzung. Der Nachbar, der seit Wochen schon heftigst an seinem Haus rumbastelt, der Nachbar, den ich ja schon ab und zu in Verdacht hatte, dass er gern mal rüber schielt, durch meine unbegardinten* Fenster, den hats erwischt. Beim Versuch einen Baum zu fällen (macht man denn so was am Feiertag?) lag er wohl plötzlich drunter. Dem völlig ungewohnten Anblick hinüber zu seinem Haus und den doch als "schwer" einzuschätzenden Verletzungen, entnehme ich, dass es kein kleiner Baum war. Und ich hatte immer Angst um meinen mittlerweile 81-jährigen Vermieter, wenn er im Herbst auf dem (natürlich) leicht abschüssigen Wellblechdach seiner Werkstatt, bewaffnet mit einer langen Holzlatte, den letzten drei noch am Baum hängenden Äpfeln zu Leibe rückt. Jetzt muss eben sein Schwiegersohn erstmal ne längere Pause machen. "Aber der Baum muss doch weg! Nächste Woche kommt der neue Teich." Tja, Karl-Heinz, mit dem Teich wird’s nun wohl erst im nächsten Jahr was. Als er mich erkennt, kommt plötzlich wieder Leben in den Menschen. Er lächelt, schaut mich an, freut sich "jemanden bekanntes" zu sehen. Und dann bin ich doch froh, dass in diesem Augenblick gerade ich hier stehe und meinen Dienst mache.
*unbegardint, eine geniale Wortkonstruktion, für Fenster ohne Gardinen, klar?