Ende der 80ziger, 87? 88? so in etwa. Meine Eltern in der Krise, fast 20 Jahre verheiratet, ernteten die Früchte ihre Erziehung, gezielt vernachlässigte und somit selbstständige fast erwachsene Kinder. Meine Schwester (zarte 17 Jahre alt) bereits flügge, machte sich denn auch direkt nach der Bescherung aus dem Staub, ins nächste Nest zu ihrem "Freund" der ja schon 20 war und meinen Eltern in mindestens jedem Auge ein Dorn. Entführt er doch das Prinzesschen so mir nichts dir nichts und natürlich ohne zu fragen und zieht somit nicht nur den Zorn, sondern auch die Gesamtschuld dieses Weihnachtsfestes aufsich. Meine Eltern, absolut unfähig diese Situation gemeinsam zu ertragen, lassen ihre Wut nun aneinander aus. Der Aufhänger, ein Topfset. Schönes schwarzes Emaille mit einem aufreizenden und verheißungsvollem roten Schriftzug "Lukullus", das meine Mutter meinem Vater schenkte, der aus der lieben Not heraus 'Habe ich Hunger, muss ich kochen' in den vergangenen Jahren nun nicht gerade meisterlich aber doch motiviert den heimischen Herd eroberte. Mein Vater hingegen fand die ganze Story wenig amüsant. Es hagelte Vorwürfe, dass sie ihm Geräte schenken würde, die sie einfach nur selber haben wollte, und was sollte das überhaupt, Töpfe zu Weihnachten, das wär ja ausserdem was für Hausfrauen, aber ja, sie könne ja nicht kochen, das müsse er ja machen usw.usf. Meine Mutter wehrte sich mit 2 fliegenden Salatschüsseln, eine davon verfehlte nur knapp den Glaseinsatz in der Küchentür. Das ganze Theater verfehlte jedoch nicht seine Wirkung. Das zweite Prinzesschen, nämlich ich, zog sich still schweigend zurück, verschreckt, gekränkt, und um eine Erkenntnis reicher. Die Familie ist eben doch das Wichtigste.