ZWISCHEN FRÜHSTÜCK UND GÄNSEBRATEN
Traditionell gab es am 1. Weihnachtstag immer das große Essen bei Oma und Opa. Lecker Gänsebraten mit selbstgemachten Kartoffelklößen und Rotkohl, was auch sonst. Mein Vater durfte dann immer schon um 10 Uhr hingehen, um die Unmengen Kartoffeln zu reiben. Die pucklige Verwandschaft kam natürlich auch. Onkel denen der Bratensaft aus den schlecht gemachten Gebissen tropfte, Tanten die trotz ihrer Mitropa-Aschenbecher-Brillen nicht erkennen konnten, welche Nichte sie denn nun vor sich hatten, aber später mit schriller Stimme verkündeten "Anneliese, da ist ein Fleck auf dem Tischtisch. Das war ich aber nicht." Ja früher hat man halt noch ohne Oxyenergie gewaschen. Mit den Jahren wurden die Flecken (vom Vorjahr) auf den Tischtüchern immer weniger. Auch die Onkel und Tanten wurden weniger, Oma und Opa wurden älter, und noch älter und ehe meine Eltern es sich versahen, schlüpften sie in die Rolle der Weihnachtessenveranstalter. Gute 15 Jahre ehelich zusammen verbracht, nun die nächste Herausforderung. Wir braten ein Gans. So schwer kann das doch nicht sein. Jeder mir einem anderen Kochbuch bewaffnet, heckte jeder seinen eigenen Plan aus, dumm nur, dass sie nur ein Übungsobjekt angeschafft hatten. Jeder stopfte also irgendetwas in das Vieh hinein, jeder nähte eine Ecke zusammen, alle 10 Minuten spähte einer in den Ofen, ob denn auch ja nicht der andere Koch den Brei verdürbe. Bis... ja bis zu dem entscheidenden Augenblick, als beide ziemlich gleichzeitig und deutlich irritiert aus ihren Büchern starrten. "In den Bürzel pieken..." ???
Bürzel? Wo oder was ist ein/der/das Bürzel?
Es folgen endlose Diskussionen und Mutmaßungen, die allerdings das Gelingen des Unternehmens nicht mehr negativ beeinträchtigen konnten. Das Vieh brutzelte sich von ganz allein zu einem erstklassigen Sonntagsbraten. Alle waren begeistert, satt und hinterher hat auch keiner mehr gemeckert. Nur die Geschichte mit dem Bürzel erfreut uns jedes Jahr aufs Neue.
Bürzel? Wo oder was ist ein/der/das Bürzel?
Es folgen endlose Diskussionen und Mutmaßungen, die allerdings das Gelingen des Unternehmens nicht mehr negativ beeinträchtigen konnten. Das Vieh brutzelte sich von ganz allein zu einem erstklassigen Sonntagsbraten. Alle waren begeistert, satt und hinterher hat auch keiner mehr gemeckert. Nur die Geschichte mit dem Bürzel erfreut uns jedes Jahr aufs Neue.
SkyCaptainBlue - So 25. Dez. 2005 15:51 MEMORY
3 Kommentare - Kommentar verfassen - 2497 Hits - 0 Trackbacks
hobo - 2005.12.25, 22:54
klingt nach einem dieser so wunderbaren, herrlichen und unübertrefflichen besinnlichen weihnachtsfeiertagenfamilientreffenessen, die einfach so unbeschreiblich schaurieg sind, dass man wem auch immer dnakt, dass sie endlich vorbei sind und bei denen man froh ist, dass weihnachten zum glück nur einmal im jahr ist.
und eines dieser, auf die man sich mit einer masochischten ader trotz immer wieder freut. und welches man dann doch mit einem genuss genießt, den es eben nur an diesem tag gibt ...
ah - der bürzel. nun da schreib ich jetzt lieber nichts dazu .... *gg*
und eines dieser, auf die man sich mit einer masochischten ader trotz immer wieder freut. und welches man dann doch mit einem genuss genießt, den es eben nur an diesem tag gibt ...
ah - der bürzel. nun da schreib ich jetzt lieber nichts dazu .... *gg*
SkyCaptainBlue - 2005.12.26, 11:40
Als Kind war das wirklich immer grauselig, da war ich doch immer froh eine Schwester zu haben, an die ich mich klammern konnte. Seit die Verwandten nun alle nicht mehr da sind und meine Eltern die Basis der Veranstalung sind, finde ich es nicht nur wesentlich entspannter sondern wirklich weihnachtlich.
Thot - 2005.12.26, 17:08
Mir fiel da beim Lesen auf, dass in meiner Kindheit unser Weihnachtsfest doch tatsächlich harmonisch verlief, wirklich friedlich und das vor allem meinem Vater zu verdanken ist.
Der hielt die schoflige Verwandtschaft (mütterlicherseits gab es da Säcke voll) gezielt und nachhaltig ausser Haus, sorgte für die Gans und konnte sie auch bestens zubereiten und nur mit seinen Eltern, für uns ein Opa und eine Oma die wir mochten und die auch nur zum Essen blieben, waren die Weihnachtstage wirklich friedliche und frohe Tage. Froh, weil die Geschenke für uns Kinder, die meine Mutter besorgte, vielleicht bescheiden waren, jedoch stets passten und viel Freude auslösten.
Der hielt die schoflige Verwandtschaft (mütterlicherseits gab es da Säcke voll) gezielt und nachhaltig ausser Haus, sorgte für die Gans und konnte sie auch bestens zubereiten und nur mit seinen Eltern, für uns ein Opa und eine Oma die wir mochten und die auch nur zum Essen blieben, waren die Weihnachtstage wirklich friedliche und frohe Tage. Froh, weil die Geschenke für uns Kinder, die meine Mutter besorgte, vielleicht bescheiden waren, jedoch stets passten und viel Freude auslösten.
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